Vegane Ernährung für Anfänger

Fragst du dich manchmal, was genau vegan eigentlich bedeutet?

Fühlst du dich unsicher bei den vielen Mythen und Aussagen über die vegane Ernährung? Verstehe ich, ging mir auch mal so. Hier bekommst du die vegane Ernährung für Anfänger: Mythen, Nährstoffen, Vorteile, mögliche Fehler und mehr.

In Kürze:
Veganismus ist eine soziale Gerechtigkeitsbewegung gegen die Ausbeutung von Tieren. Die vegane Ernährung ist ein Teil davon und damit weit mehr als nur eine Ernährungsform und vor allen Dingen ist es keine Diät! 

Die Wahrheit über vegane Ernährung liegt irgendwo in der Mitte von denen, die behaupten, dass sie perfekt ist und denen, die sie als schädlich darstellen möchten. In diesem Beitrag gehe ich näher auf grundlegende Dinge ein, die du für einen gelungenen Start in die vegane Ernährung benötigst.

Was ist vegane Ernährung?

Beim Veganismus wird jede Form von Ausbeutung und Grausamkeiten gegenüber Tieren so weit wie praktisch möglich vermieden.

In der veganen Ernährung wird daher alles ausgeschlossen, was tierischen Ursprungs ist und alles, was nicht vom Tier stammt, kann Teil der veganen Ernährung sein.

Das kann von vollwertig pflanzlichen Lebensmitteln bis zu hoch verarbeiteten Fertigprodukten alles sein und das zeigt schon, dass es die eine vegane Ernährung nicht gibt und sie weder grundsätzlich gesund oder ungesund ist.

Der Verzicht auf Tierprodukte ist eine ethische Entscheidung und geht damit noch einen großen und wichtigen Schritt weiter als die vegetarische Ernährung.

Was wird bei vegan nicht gegessen?

Alles, was vom Tier kommt (so weit wie praktisch möglich) wird aus der Ernährung gestrichen. Das bedeutet, es werden Fleisch, Fisch, Käse, Milch und alle Milchprodukte, Eier und Honig gegessen. Das sind die offensichtlichen Produkte, allerdings finden sich in verarbeiteten Produkten ebenfalls tierische Bestandteile, wie z.B. Gelatine, Schellack oder auch Insekten. Das sind die weniger offensichtlichen Tierprodukte, aber du musst nicht alle Zusatzstoffe, Bezeichnungen und Details kennen. Es gibt ein paar zuverlässige Vegan-Labels, an die du dich halten kannst, wenn du verarbeitete Produkte kaufst.

Im besten Fall ernährst du dich aber nicht „nur“ vegan, sondern gesund vegan. Deine Gesundheit ist wichtig für dich, dein Leben, aber auch für den Veganismus und damit die Tiere. Nur gesunde Menschen können sich dauerhaft für die Gesundheit und das Leben anderer einsetzen.

Vegane Ernährung für Anfänger: Was Veganer nicht essen
Abb.1: Vegane Ernährung für Anfänger: Eigene Darstellung - Das essen VeganerInnen nicht mehr.

Was essen VeganerInnen?

Innerhalb der veganen Ernährung gibt es viele verschiedene Ausprägungen. Alleine deswegen kann nicht vegan mit gesund gleich gesetzt werden. 

Damit vegane Ernährung nachhaltig umsetzbar ist, sollte die Gesundheit im Vordergrund stehen. 

Damit kommen wir zu dem wichtigsten Aspekt, nämlich den Lebensmitteln, aus denen die vegane Ernährung bestehen sollte.

Eine gesunde vegane Ernährung basiert auf vollwertig pflanzlichen Lebensmitteln. Das heißt, mit frischen und unverarbeiteten Zutaten kochen, Mahlzeiten sinnvoll zusammenstellen und Abwechslung in die Küche bringen, um sich mit allen Nährstoffen zu versorgen. 

Vegane Ernährung für Anfänger: Was Veganer essen
Abb.2: Vegane Ernährung für Anfänger: Eigene Darstellung - Das u.a. essen VeganerInnen.

Die 5 Lebensmittelgruppen, die eine vegane Ernährung ausmachen und dich mit wertvollen Nährstoffen versorgen sind:

  • Gemüse

  • Obst

  • Hülsenfrüchte

  • Vollkorngetreide & Kartoffeln

  • Nüsse & Samen

Diese 5 Lebensmittelgruppen sind (zu unterschiedlichen Anteilen) Basis einer jeden gesunden Ernährung, insb. Gemüse. 

Vegane Ersatzprodukte und auch Fertiggerichte sind nicht alle schlecht. Es gibt große Unterschiede in der Qualität und in ihrem Gesundheitswert. 

Das heißt auch nicht, dass eine vegane Fertigpizza und Süßigkeiten nicht auch mal sein dürfen. Es kommt wie immer auf die richtige Balance an.

Die vegane Ernährung, egal wie vollwertig und gesund diese gestaltet wird, kommt nicht ohne Supplemente aus. Der bekannteste und wichtigste Nährstoff, welcher supplementiert werden muss, ist das Vitamin B12. Je nach Versorgungsstatus, Umsetzung der Ernährung und individuellen Unterschieden können noch weitere Supplemente hinzukommen. 

Wie du eine gesunde vegane Ernährung umsetzen kannst, wie die vegane Ernährungspyramide und der gesunde vegane Teller aussieht, kannst du hier nachlesen (-> vegane Ernährungspyramide)

Was ist mit Getränken?

Vegane Getränke
Abb.3: Eigene Darstellung - Getränke

Für Getränke gilt das Gleiche, wie für das Essen, ist aber oft nicht so offensichtlich und hier gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, auch unter VeganerInnen.

Das wichtigste Getränk ist vegan: Wasser.
Tee ist ebenfalls ein sehr gutes Basisgetränk für deinen Alltag und auch Kaffee ist völlig in Ordnung.

Beim Tee kommt es stark auf die Sorte an, Honig ist häufiger mal ein Bestandteil, Insekten oder auch andere tierische Bestandteile können ebenfalls vorkommen, aber die Auswahl an Teesorten ist sehr groß und da gibt es sehr viele vegane.

Kaffeebohnen sind im Prinzip ebenfalls vegan, genauso wie Wein, Bier und Säfte. Aber je detaillierter wir hinsehen, ist es durchaus möglich und üblich, dass z.B. Wein und Säfte mit Tierprodukten geklärt wurden, hier kannst du dich wieder an Vegan-Labeln orientieren. 

Bei Kaffeebohnen sind tierische Zusatzstoffe als Überzug erlaubt und bei Bier, was nicht nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wurde, können sich ebenfalls Tierprodukte verstecken.

Das ist für den Beginn und je nachdem, wie weit du in das Thema eintauchen möchtest, gar nicht so relevant. Wie gesagt, Wasser, Kaffee und eine überwiegende Mehrheit der Teesorten sind vegan. Einfach mal auf die Zutatenliste schauen und am Vegan-Label orientieren. Alles andere außer Wasser und Tee sollten aus verschiedenen Gründen sowieso nicht die erste Wahl bei denen Getränken sein.

Bevor du jetzt denkst, das ist zu viel und kompliziert: Es geht um Fortschritt und nicht um Perfektion.

Vegane Ernährung für Anfänger*innen: Bevor du startest

Bevor du mit der veganen Ernährung startest, solltest du ein paar Dinge beachten und tun. Hier sind meine Tipps für einen gelungenen, sicheren und entspannten Umstieg:

1. Informiere dich über Veganismus

Vegan ist mehr als nur die Ernährung. Es wird oft die vegane Ernährung mit Gesundheit oder Klimaschutz beworben, aber Veganismus ist eine soziale Gerechtigkeitsbewegung. Informiere dich also vorab, was vegan ausmacht und was es ist bzw. wo vegan auch an Grenzen stößt.

2. Mache dir dein Warum klar.

Wie gerade erwähnt wird vegan mit einigem beworben, was nicht unbedingt immer richtig ist. Deswegen ist es so wichtig, dass du dich informierst und dir dann deine eigene persönliche Motivation klarmachst.

Warum möchtest du vegan werden?
Was ist dir wichtig?
Was sind deine Werte und was ist deine Motivation?

3. Plane vorab, wie du vegan werden möchtest

Die einen werden von heute auf morgen vegan, die anderen nach und nach über Wochen oder Monate. Was fällt dir etwas leicht wegzulassen, z.B. Fleisch? Fange damit an. Fällt es dir leicht, vegan zu frühstücken? Fange damit an. Was stresst dich am meisten? Kümmere dich darum erst einmal nicht.
Lass dich von anderen nicht verunsichern. Finde und gehe deinen Weg und mach dich frei von Perfektion.

4. Informiere dich über die vegane Ernährung

Informiere dich wenigstens über die Grundlagen einer gesunden veganen Ernährung, ihre Stolpersteine, Besonderheiten und wie du sie im Alltag gut umsetzen kannst. Ein paar Grundlagen zur Ernährung und zu Nährstoffen sind vorteilhaft und geben dir Sicherheit. 

Wie du deine Ernährung auf vegan umstellst

Die vegane Ernährung kann für Anfänger schwierig sein, muss es aber nicht. Wichtig ist, dass du deinen Weg der Umsetzung findest. Wenn du weißt, dass du vegan werden möchtest, warum und wenn du die ersten Infos zur veganen Ernährung hast, dann starte.

Den einen besten Weg gibt es nicht. Der Eine stellt von heute auf morgen alles um, der Andere braucht Zeit. Einer lässt nach und nach alles weg, der nächste fügt einfach mehr pflanzliches hinzu, bis es rein pflanzlich ist. Da musst du wissen, welcher Typ du bist.

Ein paar grundlegende Tipps, wie du es dir einfach machen kannst:

  • Setze dir ein realistisches zeitliches Ziel, aber gehe in deinem Tempo

Wenn du nicht von heute auf morgen umstellst, dann kann es trotzdem hilfreich sein, wenn du dir ein Zeitlimit setzt. Zum Beispiel sagst du, dass du in 3 Monaten vegan sein möchtest. Das ist ein Ziel, auf das du hinarbeiten kannst, ohne dich selbst unter Druck zu setzen. Plane, was du wann und wie umstellst, bis du 3 Monate später vegan bist. 

Oder, setze dir für jede Woche ein neues Ziel, ändere jede Woche eine Sache. Du wirst sehen, wie einfach und schnell du deine Ernährung verändert hast, ohne dich zu überfordern

Wie gesagt, es gibt verschiedene Wege, finde und gehe deinen.

  • Fang dort an, wo es dir leicht fällt und du dich sicher fühlst

Was und wo fällt dir leicht? 

Zu Hause kann es erst einmal einfacher sein, als auf der Arbeit in der Kantine. Starte dort, wo du dich sicher fühlst und es dir leichter fällt. Arbeite dich vor. Fällt es dir leicht, Fleisch wegzulassen, aber bei Schokolade wird es schwierig? Dann starte beim Fleisch und lass die Schokolade erst einmal, wie sie ist.

Ich würde immer empfehlen, den Fokus auf Bereicherung, Vielfalt und eine vollwertig pflanzenbasierte Ernährung zu setzen. Mit dem Fokus auf Bereicherung anstatt Verzicht kann es dir leichter fallen und mit dem Fokus auf vollwertig pflanzenbasiert stellst du die Grundlage deiner Gesundheit sicher.

  • Hole dir Unterstützung

Es kann schwierig, überfordernd und vor allem zeit- & energieaufwändig sein, alles alleine zu machen und durch den veganen Ernährungsdschungel durchzublicken.

Kennst du jemanden, der schon seit vielen Jahren erfolgreich vegan isst, veganes Wissen hast und dem du vertraust? Dann lass dich da auf jeden Fall unterstützen oder suche dir einen passenden veganen Ernährungscoach. Vegane Nährstoffbedarfsdeckung ist sehr gut und alltagstauglich möglich, aber auch nicht immer so einfach, wie es dargestellt wird. Eine qualifizierte Ernährungsberatung kann nicht schaden.

Nährstoffe

Der Mensch braucht keine bestimmten Lebensmittel, er braucht Nährstoffe und davon auch nicht wenig. Deswegen ist es so wichtig, Tierprodukte nicht nur wegzulassen, sondern die darin enthaltenen Nährstoffe mit pflanzlichen Quellen zu ersetzen.

Eine ausgewogene vegane Ernährung versorgt dich mit einigen Nährstoffen besser, mit anderen schlechter, wichtig ist, dass du alles bekommst, was dein Körper benötigt. Geht das vegan? Ja, das geht, wenn du weißt wie.

Kurz eine ganz allgemeine Einführung in die Nährstoffe:

An Nährstoffen brauchst du alle drei Makronährstoffe: Kohlenhydrate, Protein und Fett. Sie versorgen dich mit Energie, übernehmen verschiedene Funktionen, sind wichtig für die Stoffwechselprozesse und alle drei halten dich gesund. Manche haben Angst vor Kohlenhydraten, andere vor Fett, aber weder Kohlenhydrate noch Fette sind schlecht und Protein sowieso nicht. Es ist immer eine Frage von Qualität und der Menge.

Zudem brauchst du Mikronährstoffe, darunter fallen die Mineralstoffe sowie Vitamine. Diese sind lebensnotwendig für verschiedene Stoffwechselvorgänge und sämtliche Funktionen & Systeme im Körper. Mikronährstoffe sind nicht weniger wichtig als Makronährstoffe, auch wenn Makros oft im Vordergrund stehen. Erst eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen ermöglicht eine reibungslose Verstoffwechselung der Makronährstoffe.

Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe sind nicht lebensnotwendig, aber sie sind gesundheitsfördernde Substanzen, die du bei einer vollwertig pflanzlichen Ernährung automatisch aufnimmst.

Mit einigen Nährstoffen sind vegan lebende Menschen tendenziell besser versorgt als nicht vegan lebende Menschen und umgekehrt.

Bei der veganen Ernährung gibt es insgesamt 10 potenziell kritische Nährstoffe, die für uns lebensnotwendig sind. Ein paar davon sind für alle Menschen potenziell kritisch und andere vor allem für VeganerInnen.

Potenziell kritisch bedeutet nicht, tatsächlich kritisch. Setzt du die vegane Ernährung bewusst um und kennst die wichtigsten Grundlagen, dann hast du schon eine gute Basis für eine gesunde, vegane Ernährung.

Nährstoffe vegane Ernährung
Abb.4: Potenziell kritische Nährstoffe

Die potenziell kritischen Nährstoffe sind:

  • Vitamin B12: Muss supplementiert werden

  • Vitamin D: Wird bei Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet. Ein Supplement kann insb. in den Wintermonaten sinnvoll sein 

  • Omega-3 Fettsäuren: Finden sich besonders in Leinsamen, Chiasamen, Hanfsamen und auch Walnüssen. Hier macht i.d.R. aber ebenfalls ein Supplement Sinn, da wir nicht nur einfach Omega-3 benötigen, sondern die beiden Fettsäuren EPA & DHA, welche zwar im Körper gebildet werden können, dies aber oft nicht ausreicht

  • Zink: Roggen, Erbsen, Weizenkleie, Haferflocken, Hirse, 

  • Eisen: Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Tahini, Kürbiskerne, Hirse

  • Calcium: Calciumreiche Mineralwässer, Grünkohl, Brokkoli, Rucola, Tahini, angereicherte Produkte

  • Jod: ein globaler Mangelnährstoff, für den es angereichertes Salz gibt. Das alleine reicht i.d.R. nicht aus. Es gibt Kelp-Pulver und auch Algen mit angegebenen Jodgehalt. Ein Supplement kann eine Alternative sein.

  • Selen: Wir haben selenarme Böden, daher haben Pflanzen ebenfalls wenig Selen. Es gibt mittlerweile ebenfalls mit Selen angereichertes Salz. Ansonsten sind Paranüsse eine sehr gute Quelle, da sollte aber der Gehalt angegeben sein.

  • Vitamin B2: Pilze, Hefeflocken, Tempeh, Roggen

  • Protein: Protein ist überall in unterschiedlichen Gehalten und biologischer Wertigkeit enthalten. Vereinfacht gesagt, wenn du insgesamt genug isst und im besten Fall Linsen und andere Hülsenfrüchte in deiner Ernährung hast, dann hast du auch genug Protein. Es lohnt sich aber auf jeden Fall mal zu sehen, ob du genug aufnimmst, Protein ist wichtig. Es lohnt dich alleine schon deswegen, um ein besseres Gefühl für Lebensmittel und Nährstoffe zu erhalten. Bei einem erhöhtem Proteinbedarf sollte genauer darauf geachtet werden und die Mahlzeiten entsprechend zusammengestellt werden. 

Es gibt weitere potenziell kritische Nährstoffe, die weniger bekannt sind, die aber in den letzten Monaten vermehrt und berechtigterweise Aufmerksamkeit bekommen, wie zum Beispiel Cholin. Cholin kann im Prinzip vom Körper selbst hergestellt werden, aber oft reicht es eben nicht aus.

Wir sollten und davon nicht abschrecken lassen, denn wir wissen, dass vegan für sehr viele Menschen sehr gut und gesund umsetzbar ist. Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass wir uns damit auseinandersetzen!

Risiken einer veganen Ernährung

Die vegane Ernährung ist für Anfänger erst einmal risikolos. Niemand bekommt nach 2 Wochen Mangelerscheinungen und wenn, dann war vorher schon etwas nicht ausgewogen. Aber je länger du dich vegan ernährst, desto wichtiger ist die gesunde Umsetzung. Mir ist ein ehrlicher Umgang mit der veganen Ernährung wichtig. Deswegen darf das Thema der Risiken nicht fehlen. 

Die vegane Ernährung birgt das Risiko für einen Nährstoffmangel. Im Prinzip ist auch das bei jeder Ernährungsform möglich und Daten zeigen auch, dass eine überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht ausreichend versorgt ist, aber da bei der veganen Ernährung Lebensmittelgruppen komplett gestrichen werden, steigt das Risiko für bestimmte Nährstoffe an.

Im vorherigen Abschnitt hast du schon eine Übersicht zu den potenziell kritischen Nährstoffen bekommen.

Es gibt Nährstoffe, die nicht essenziell sind, die wir also nicht über unsere Ernährung aufnehmen müssen, da unser Körper diese selbst herstellen kann.

Wir Menschen sind aber sehr individuell und nicht jeder Körper funktioniert gleich bzw. ist gleich gut in der Lage alles ohne Probleme in ausreichendem Maße herzustellen.

Das beste Beispiel dafür sind die Omega-3 Fettsäuren EPA & DHA.

Wir nehmen z.B. über Leinsamen Omega-3 auf. Unser Körper stellt daraus EPA und daraus wiederum DHA her. Die Umwandlungsrate ist jedoch von verschiedenen Faktoren abhängig und begrenzt. Daher ist für viele die eigene Umwandlungsrate nicht ausreichend, um damit wirklich dauerhaft gut versorgt zu sein. Insbesondere VeganerInnen können daher von EPA & DHA angereicherten Pflanzenölen oder einem Supplement profitieren.

Das Gleiche ist möglich bei Vitamin A. Vitamin A findet sich in Tierprodukten. In Pflanzen ist das Beta-Carotin reichlich vorhanden, aus dem unser Körper dann Vitamin A herstellt. Sollte bei der Umwandlung etwas nicht funktionieren, dann kommt es zu einem Vitamin A Mangel. Wir wissen, dass es ein paar Menschen gibt, bei denen die Umwandlung nicht reibungslos funktioniert. 

Die vegane Ernährung ist für einen Großteil der Menschen gesund möglich und es gibt auch bei Schwierigkeiten vegane Lösungen.

Ich möchte trotzdem darauf hinweisen, dass Tierprodukte Nährstoffe enthalten und wir berücksichtigen müssen, dass diese zum Teil in der rein pflanzlichen Ernährung nicht und nur bedingt vorkommen. (Die Bekanntesten und wichtigsten: Vitamin B12, Vitamin A als Beta-Carotin und EPA & DHA nur als angereicherte Form oder Supplement)

Teilweise sind in Tierprodukten nicht essenzielle Stoffe enthalten, die unser Körper bei veganer Ernährung selbst herstellen muss, da sie durchaus wichtige Funktionen im Körper haben und relevant für unsere Gesundheit sind und nicht jeder Körper gleich gut herstellen kann. Auch hier, wie schon oben genannt, ist das bekannteste Beispiel die beiden Omega-3 Fettsäuren EPA & DHA, die sich in Fisch befinden.

Das alles spricht nicht gegen Veganismus oder die vegane Ernährung (die so weit wie praktisch möglich immer umgesetzt werden kann). Es ist aber wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass die rein pflanzliche Ernährung durchaus ein paar Stolpersteine hat.

3 häufige Fehler

Wenn du vegan werden möchtest, ist das natürlich super. Dabei vermeide diese 3 Fehler, die häufig gemacht werden und die du dir nach diesem Beitrag vielleicht auch schon denken kannst:

  • Tierprodukte weglassen und nicht ordentlich ersetzen

Tierprodukte enthalten Nährstoffe. Lässt du sie einfach weg und ersetzt sich nicht, dann fehlen dir mit der Zeit Nährstoffe. Zum Beispiel enthält Milch Calcium. Du brauchst keine Milch, aber du brauchst Calcium, deswegen achte darauf, dass du nicht nur Tierprodukte weglässt, sondern auch sinnvoll ersetzt.

  • Zu wenig essen

Pflanzen sind tendenziell energieärmer. Das heißt, du müsstest mehr an pflanzlichen Lebensmitteln essen, um auf die gleiche Kalorienzahl und damit Energie zu kommen. Passe deine Portionsgrößen entsprechend an und / oder füge kaloriendichte Lebensmittel hinzu, zum Beispiel Nüsse, Samen, Nussmus, Avocados. 

  • Zu viel essen

Natürlich kannst du auch zu viel essen oder zu viel von dem „Falschen“. Mit falsch meine ich nicht, dass es falsche Lebensmittel gibt, sondern, dass du nicht ausgewogen isst. Du isst zu viele Ersatzprodukte, vegane Fertiggerichte und Süßigkeiten, vielleicht, weil du von deinen normalen Mahlzeiten nicht satt wurdest und Heißhunger bekommst. Nur weil etwas vegan oder auch vollwertig pflanzlich ist, bedeutet das nicht, dass du davon so viel du willst essen kannst, ohne zuzunehmen oder Darmbeschwerden zu bekommen. 


3 Vorurteile gegen vegan

  • Vegan ist unnatürlich

Dazu gibt es viel zu sagen, das würde den Rahmen hier sprengen. 

Aber vor allem ist bei unserem Lebensstil kaum noch etwas natürlich, auch und insbesondere nicht die Tierindustrie. Die Nutztierindustrie ist ein System, welches nichts mit der natürlichen Lebens- und Ernährungsweise von Mensch und Tier zu tun hat. 

Pflanzliche Lebensmittel zu essen ist sehr natürlich, auch das haben Menschen schon immer gemacht. Allerdings sagt Natürlichkeit auch nichts darüber aus, ob es gut und sinnvoll ist oder nicht. 

VeganerInnen supplementieren, das ist unnatürlich, aber es ist trotzdem sinnvoll und wenn es richtig angewendet wird auch gesundheitsfördernd. Die Nutztiere bekommen ebenfalls Supplemente ins Essen gemischt und nicht vegan lebende Menschen nehmen ebenfalls häufig Supplemente. 

Wenn vegan gesund umgesetzt werden kann, warum sollten wir es dann nicht tun?

Veränderung, Evolution, aus Fehlern lernen, Entwicklungen und Erfahrungen sammeln und es besser machen wollen ist absolut natürlich.

  • Vegan ist eine Mangelernährung

Vegan ist eine Mangelernährung, wenn du nicht auf Nährstoffe achtest. Auch das ist eigentlich gar nicht so anders als bei anderen Ernährungsformen, denn jede Ernährung kann bedarfsdeckend oder mangelhaft sein. Zum Thema Nährstoffe habe ich oben im Abschnitt schon etwas geschrieben.

Tatsächlich haben die meisten Menschen den ein oder anderen Nährstoffmangel und wenn du als vegan lebender Mensch darauf achtest, dann kannst du die vegane Ernährung nährstoffreich und bedarfsdeckend gesund umsetzen.

Ja, VeganerInnen müssen supplementieren, aber damit ist es keine Mangelernährung mehr.

  • VeganerInnen zerstören den Regenwald 

Das bezieht sich auf den Sojakonsum. Ein Großteil der VeganerInnen isst mehr oder weniger regelmäßig Sojaprodukte, aber diese stammen nicht aus dem Regenwald. Die Herkunft steht auf den Produkten drauf und diese stammen i.d.R. aus der DACH-Region oder der EU und sind zudem oft Bio-zertifiziert. Jedenfalls kommt es nicht aus dem Regenwald.

Das Soja aus dem Regenwald* wird zu ca.

  • 77% für Tierfutter genutzt (je nach Datenquelle auch mehr)

  • 20% des angebauten Soja wird für die Ernährung des Menschen genutzt (davon 13,2% für Öl, welches häufig in verarbeiteten Produkten vorkommt)

  • 4% für die Industrie

*𝘩𝘵𝘵𝘱𝘴://𝘰𝘶𝘳𝘸𝘰𝘳𝘭𝘥𝘪𝘯𝘥𝘢𝘵𝘢.𝘰𝘳𝘨/𝘴𝘰𝘺

3 Vorurteile für vegan

  • Vegan für den Klimaschutz

Vegan ist nicht für den Klimaschutz, aber durchaus relevant dafür. 

Insgesamt sind pflanzliche Lebensmittel deutlich umweltfreundlicher. Aber es gibt Ausnahmen, weniger nachhaltige vegane Ernährung und gleichzeitig ist nachhaltige Ernährung mit bewusstem und geringem Konsum von Tierprodukten möglich. 

Die Sache ist, dass diese Ausnahmen grundsätzlich genannt werden und ein nachhaltiger, umweltfreundlicher Konsum an Tierprodukten aufgezeigt wird, dies aber „niemand“ konsequent umsetzt.

  • Vegan ist die gesündeste Ernährung

Es heißt nicht Veganismus für Gesundheit, sondern es ist eher umgekehrt. Gesundheit für den Veganismus. Wir brauchen gesunde vegane Menschen, damit wir Veganismus in der Gesellschaft verankern und anderen zugänglich machen können. Nur so können wir langfristig Veränderungen, Tierschutz und Tierrechte einführen und halten. 

Vegan ist aber eben nicht immer gesund und vor allem nicht allgemein die gesündeste Ernährung.

Wissenschaftlich ist gut belegt, dass eine vollwertig pflanzenbasierte Ernährung gesundheitliche Vorteile bietet und diese anzustreben ist, aber nicht unbedingt die rein pflanzliche, also vegane Ernährung.

Setzen wir die vegane Ernährung bewusst um, versorgen wir uns mit allen Nährstoffen, dann ist sie aber alles andere als ungesund. Vielleicht gehört ausgerechnet du zu den paar Menschen, die eine vegane Ernährung, wie wir sie kennen, nicht einfach umsetzen kann, aber das bedeutet nicht, dass du sie so weit wie praktisch möglich umsetzen kannst.

Deswegen, nein, vegan ist nicht die gesündeste Ernährung, aber vegan ist gesund und gut möglich, also wieso sollten wir es nicht tun oder ihr zumindest eine Chance geben?

  • VeganerInnen töten keine Tiere für ihr Essen

VeganerInnen töten nicht direkt und absichtlich Tiere, das ist der Unterschied. So ganz vermeiden können wir das nicht, auch Tierleid können VeganerInnen nicht ganz vermeiden. Für unsere Pflanzen sterben ebenfalls Tiere, nur andere. Sie haben bis dahin aber wenigstens ein natürlich freies Leben ohne Ausbeutung. Für die Herstellung von Tierfutter sterben auch wieder Tiere - doppelt blöd. Wie du siehst, ganz so einfach ist das alles leider nicht. 

Sobald wir leben, sterben Tiere. Aber ich denke, es macht doch einen großen Unterschied, ob wir absichtlich Tiere (und auch in dem Ausmaß und der Grausamkeit) ausbeuten und töten, für Geschmack und aus Gewohnheit heraus oder ob wir das bestmöglich tun, dass alles zu vermeiden, auch wenn es nicht komplett möglich ist.

Die Tiere, die in der Landwirtschaft beim Anbau vom Pflanzen sterben, können wir nicht alle retten, aber auch hier ist viel Potenzial zur Verbesserung da, das übersteigt allerdings meine Kompetenz. Ich hoffe, dass sich dort auch mit der Zeit vieles verbessern wird und wir alle auch weniger Pestizide im Essen haben.  Ein guter Weg ist die Bio-vegane Landwirtschaft, die es auch heute in einem kleinen Ausmaß schon gibt und funktioniert.

Abschluss: Wir alle können vegan leben

Beim Veganismus wird jede Form von Ausbeutung und Grausamkeiten gegenüber Tieren so weit wie praktisch möglich vermieden. So weit wie praktisch möglich finde ich auch einen sehr wichtigen und oft übergangenen Teil. Denn im Prinzip kann mit dieser Perspektive eine vegane Lebensweise von jedem Menschen umgesetzt werden, auch wenn aus gesundheitlichen Gründen Tierprodukte konsumiert werden müssen, z.B. Medikamente oder auch Eier in der Ernährung.

Vegan ist einfach der Ausgangspunkt und nicht wie es aktuell Tierprodukte sind.

Veganismus geht aber weit über die Ernährung hinaus. Leder, Wolle, Tierversuchslabore, Zoos, Zirkus und vieles mehr.

Tierquälerei ist Standard in der Tierindustrie. Es ist keine Ausnahme, sie gibt es leider auch bei Bio und beim Metzger deines Vertrauens nebenan. Es ist ein Geschäft mit Tierleben, ein wenig mehr Achtsamkeit können wir alle mit in unsere Entscheidungen einfließen lassen!

Wie wir mit Tieren umgehen, steht auch im Zusammenhang damit, wie wir mit Menschen umgehen.

Konsum, egal welcher Art, ist eine Balance zwischen persönlicher Entscheidung und Verantwortung sowie Rücksicht auf andere Lebewesen.

Wie schaffen wir eine gerechte Welt, die Bedürfnisse sowie Gesundheit von Menschen, Tieren und Natur vereint?

Inwieweit kannst du dir vorstellen, deinen Konsum an Tierprodukten zu reduzieren oder vegan zu leben?